2010 ist für Anhänger der Beatles ein Jahr der vielen runden Jahrestage. Freud und Leid sind hier gleichermaßen vertreten: Ringo Starr und John Lennon wurden zur Kriegszeit vor 70 Jahren geboren, Lennon vor 30 Jahren in New York von einem geisteskranken Fan erschossen. Vor 40 Jahren hatte sich die Band nach längeren Streitigkeiten letztlich aufgelöst. Und vor nunmehr 50 Jahren, am frühen Morgen des 17. August 1960 trafen die noch unbekannten Beatles in Hamburg ein, wo sie noch am selben Tag im Indra Club auftraten. Weitere Engagements im Kaiserkeller, Top Ten Club und Star Club sollten bis Ende 1962 folgen.
Zur Anfangszeit in Hamburg bestand die Band neben Lennon, Paul McCartney und dem minderjährigen George Harrison noch aus dem Bassisten Stuart Sutcliffe und dem Schlagzeuger Pete Best. Sutcliffe stieg 1961 aus und Best wurde 1962 durch Ringo Starr ersetzt – das legendäre Line-Up stand.
Der erste Aufenthalt in Hamburg hat die Band geformt wie kaum eine andere Zeit in ihrer Karriere. Auftritte mit in der Regel vier bis sechs Stunden jeden Tag, und das über Monate hinweg, machten aus einer eher durchschnittlichen Schülerband, die in ihren Grundformen schon seit einigen Jahren Bestand hatte, eine professionelle Musikgruppe. Eine weniger bekannte Anekdote ist, dass Paul McCartney, von der Gitarre kommend, im Juni 1960 sogar kurzeitig das Schlagzeug übernommen hatte. Erst nach dem Ausstieg von Sutcliffe wechselte er hauptamtlich an den Bass und war auch immer wieder an den Keyboards zu sehen. Eine weitere Anekdote besagt, dass Sutcliffe nicht selten auf Klaviersaiten zurückgreifen musste, weil es kaum Saiten für elektrische Bässe gab.
Als die Beatles im August 1960 in Hamburg eintrafen, hatten sie ihr gesamtes Equipment in einen alten Kleinbus gepackt und mit der Fähre nach Deutschland verschifft. Die Instrumente und Verstärker waren zum überwiegenden Teil günstige, betagte Modelle von deutschen und englischen Herstellern. Die begehrten, aber sehr teuren amerikanischen Gitarren konnte sich die junge Band erst nach einigen Monaten mit täglich mehrstündigen Auftritten leisten. Zu dieser Zeit gab es bereits nahezu alle klassischen Gitarrenmodelle, die auch heute noch in unzähligen Varianten produziert und gespielt werden. Die Beatles blieben für gewöhnlich nicht lange bei einem Typ oder gar Hersteller hängen, sondern probierten bis 1970 so ziemlich alle Instrumente aus, die ihnen unter die Finger kamen. Dies sollte sich insbesondere bei den Aufnahmen zu ihren späteren Alben als nicht zu unterschätzender Vorteil erweisen. So fanden auch neuartige Instrumente wie das Mellotron oder der Moog Synthesizer ihren Weg auf die Alben der Band.
Eine PA oder gar Lichtshow war 1960 undenkbar. Die Gesangsmikrofone wurden in das Equipment eingesteckt, das gerade verfügbar war. Dies war entweder eine heruntergekommene Hausanlage, die eher für Sprachübertragung und nicht für dynamischen Rockgesang ausgelegt war, oder aber einer der kleinen Gitarrenverstärker der Band. Auf eine Monitoranlage mussten die Beatles nahezu durch ihre gesamte Karriere hindurch verzichten. Mikrofonierung von Instrumenten fand allenfalls gegen Ende ihrer Live-Ära Mitte der 60er-Jahre statt, indem man über das Schlagzeug von Ringo ein einsames Mikrofon platzierte. Auch die Gitarren wurden zu diesem Zeitpunkt bereits abgenommen. 1964, quasi auf dem Höhepunkt ihrer Popularität, traten die Beatles in Vancouver in einem Stadion mit einer 200-Watt-Anlage auf. Dies waren zwar Verhältnisse, von denen die Musiker in ihrer Hamburger Zeit nur träumen konnten, doch verpufften die 200 Watt sofort auf dem heißen Stein der mehr als 20.000 johlenden Fans.
Von diesen schlechten Erfahrungen aus technischer (und akustischer) Sicht konnten die Beatles nicht mehr profitieren, sie gaben nach 1966 auch aus diesem Grund keine regulären Konzerte mehr. Die Veranstaltungstechnik sollte erst von späteren Bands weiter vorangetrieben werden, unter ihnen The Grateful Dead, Pink Floyd, Genesis oder zuletzt U2.